Rengsdorfs
Handel und Gewerbe blickt auf eine lange Tradition zurück und viele
der alteingesessenen Geschäfte stehen Ihnen auch noch heute zur Verfügung.
Doch es gibt ein weiteres interessantes Kapitel, das in diesem Zusammenhang
betrachtet werden sollte:
Die "fliegenden
Händler" haben lange Zeit das lokale Dienstleistungsangbot in Rengsdorf abgerundet
und zum Ortsbild gehört. Mittlerweile spielt das Reisegewerbe kaum noch eine Rolle.
Der Bericht möchte daher an die "fliegenden Händler" erinnern und diesen Teil der Ortsgeschichte
bewahren.
Bis in die
60er-Jahre legten die Handelsreisenden - Hausierer genannt - z.T. lange
Wege mit Ihrer Ware zurück, die sie in Rengsdorf feilboten. Anfangs
kamen sie noch mit dem Pferdefuhrwerk, später motorisiert. Sie lieferten
alles das, was man in Rengsdorf nicht immer kaufen konnte. Sie verkauften,
tauschten, reparierten. Beispiele aus Erinnerungen unserer älteren
Mitbürger, die jene Zeit miterlebten:
Kaufmann
Egilius Rademacher
und Nachfolger aus
Adenau |
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Der
Kaufmann
Egilius Rademacher reiste regelmäßig aus Adenau in der Eifel
an.
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Stoffe
und Bettwäsche zählten zu seinem Sortiment. Herrenhemden, die
heute im Einzel- oder Versandhandel angeboten werden, verkaufte er gleichermaßen
wie
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Hosen
für den Herren. Letztere wurden in Maßarbeit auf Bestellung
gefertigt und beim nächsten Besuch ausgeliefert.
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Die
Textilien des Kaufmanns hatten den Ruf, sehr haltbar zu sein. Es gibt bis
heute Haushalte in Rengsdorf, in denen sich Rademachers Betttücher
noch im täglichen Gebrauch befinden!
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Frauen
aus dem Hunsrück. |
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Ebenfalls von der linken
Rheinseite kamen einige Frauen aus dem Hunsrück.
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Sie handelten mit Nützlichem
für die Hausfrau: Wiener Kalk (zum Blankreiben von Herdplatten), Küchenmesser,
Kurzwaren, Bürsten, Haarnadeln und vieles mehr.
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Die "Lumpenkrämer"
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de Pitter
aus Neuwied. |
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Nicht ganz soweit hatte
es der "Lumpenkrämer", aus Neuwied.
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Er wickelte seine Geschäfte
auf Tauschbasis ab.
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Man bekam Artikel aller
Art gegen Wiederverwertbares wie Lumpen, Papier und Alteisen beim
Pitter
und seinem Sohn.
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De
Lombekrämer
Eine
festgehaltene Erinnerung in Mundart.
De
Broorer von mengem Ubba, de Pitter woor Lombekrämer. Er un senger
Jong koomen von Neiiwidd aus met em Gaul ifahren. Se hatten emmer irjendebbes
ze kozzeln of em Woon. Die zweng kriejen de Lomben un och su manches annere
un goofen de Leiid dann von ihrem Perdswoon gät defier bat se ger
hann wollden.
Anes
gooren Daachs worn se werrer em Dorf un reefen off Neiiwidder Platt: "Lumbe,
Knoche, Eise, alles wat mä net kann beiße."
Meng
Danden gingen nadierlisch och gucken und hatten of demm Woon ebbes aus
Porzellan isään, bat en sier good ifeel. Die Lomben, die se beii
sich hatten, langten auwer net, em dat von dem Pitter ze greiin. Bat moochen
se naun? Se hollden von dahäm e Paar von de beste Strämp die
en de Schublad loochen un verkozzelten se zesammen met de Lomben an de
Pitter.
Bat
sich nooher dahäm aafispillt hät, kann sich enns jeder selver
ausmoolen.
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Die Kesselflicker. |
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Gern gesehen waren die
Kesselflicker,
die 1 bis 2 mal im Jahr nach Rengsdorf kamen, um Kessel, Töpfe, Pfannen
und dergleichen zu reparieren.
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Die Scherenschleifer. |
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Manche Messer- und Scherenklinge,
die heute einfach durch eine neue ersetzt wird, leistete gut geschärft
treue Dienste im Tagesgebrauch, dank der regelmäßigen Besuche
der Scherenschleifer.
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Übrigens:
Auch aus Rengsdorf waren 2 Personen als Händler unterwegs. Einer mit
verschiedenen Käsesorten und ähnlichem, die andere mit "Waacheschmeer
un Säf".
(c)
10.08.2002 - Tobias Krumnow
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