Handel & Gewerbe - die "fliegenden Händler".
Ein Blick in die Ortsgeschichte von Tobias Krumnow.
Rengsdorfs Handel und Gewerbe blickt auf eine lange Tradition zurück und viele der alteingesessenen Geschäfte stehen Ihnen auch noch heute zur Verfügung. Doch es gibt ein weiteres interessantes Kapitel, das in diesem Zusammenhang betrachtet werden sollte: 

Die "fliegenden Händler" haben lange Zeit das lokale Dienstleistungsangbot in Rengsdorf abgerundet und zum Ortsbild gehört. Mittlerweile spielt das Reisegewerbe kaum noch eine Rolle. Der Bericht möchte daher an die "fliegenden Händler" erinnern und diesen Teil der Ortsgeschichte bewahren.

Bis in die 60er-Jahre legten die Handelsreisenden - Hausierer genannt - z.T. lange Wege mit Ihrer Ware zurück, die sie in Rengsdorf feilboten. Anfangs kamen sie noch mit dem Pferdefuhrwerk, später motorisiert. Sie lieferten alles das, was man in Rengsdorf nicht immer kaufen konnte. Sie verkauften, tauschten, reparierten. Beispiele aus Erinnerungen unserer älteren Mitbürger, die jene Zeit miterlebten:
 

Kaufmann Egilius Rademacher
und Nachfolger aus Adenau 
  • Der Kaufmann Egilius Rademacher reiste regelmäßig aus Adenau in der Eifel an. 
  • Stoffe und Bettwäsche zählten zu seinem Sortiment. Herrenhemden, die heute im Einzel- oder Versandhandel angeboten werden, verkaufte er gleichermaßen wie 
  • Hosen für den Herren. Letztere wurden in Maßarbeit auf Bestellung gefertigt und beim nächsten Besuch ausgeliefert. 
  • Die Textilien des Kaufmanns hatten den Ruf, sehr haltbar zu sein. Es gibt bis heute Haushalte in Rengsdorf, in denen sich Rademachers Betttücher noch im täglichen Gebrauch befinden!

 
Frauen
aus dem Hunsrück.
  • Ebenfalls von der linken Rheinseite kamen einige Frauen aus dem Hunsrück
  • Sie handelten mit Nützlichem für die Hausfrau: Wiener Kalk (zum Blankreiben von Herdplatten), Küchenmesser, Kurzwaren, Bürsten, Haarnadeln und vieles mehr.

 

Die "Lumpenkrämer" -
de Pitter
aus Neuwied.
  • Nicht ganz soweit hatte es der "Lumpenkrämer", aus Neuwied. 
  • Er wickelte seine Geschäfte auf Tauschbasis ab. 
  • Man bekam Artikel aller Art gegen Wiederverwertbares wie Lumpen, Papier und Alteisen beim Pitter und seinem Sohn.

  
De Lombekrämer
Eine festgehaltene Erinnerung in Mundart.
De Broorer von mengem Ubba, de Pitter woor Lombekrämer. Er un senger Jong koomen von Neiiwidd aus met em Gaul ifahren. Se hatten emmer irjendebbes ze kozzeln of em Woon. Die zweng kriejen de Lomben un och su manches annere un goofen de Leiid dann von ihrem Perdswoon gät defier bat se ger hann wollden.

Anes gooren Daachs worn se werrer em Dorf un reefen off Neiiwidder Platt: "Lumbe, Knoche, Eise, alles wat mä net kann beiße."

Meng Danden gingen nadierlisch och gucken und hatten of demm Woon ebbes aus Porzellan isään, bat en sier good ifeel. Die Lomben, die se beii sich hatten, langten auwer net, em dat von dem Pitter ze greiin. Bat moochen se naun? Se hollden von dahäm e Paar von de beste Strämp die en de Schublad loochen un verkozzelten se zesammen met de Lomben an de Pitter.

Bat sich nooher dahäm aafispillt hät, kann sich enns jeder selver ausmoolen.

Mehr Rengsdorfer Platt beim Mundart-Stammtisch.


 

Die Kesselflicker.
  • Gern gesehen waren die Kesselflicker, die 1 bis 2 mal im Jahr nach Rengsdorf kamen, um Kessel, Töpfe, Pfannen und dergleichen zu reparieren.

 

Die Scherenschleifer.
  • Manche Messer- und Scherenklinge, die heute einfach durch eine neue ersetzt wird, leistete gut geschärft treue Dienste im Tagesgebrauch, dank der regelmäßigen Besuche der Scherenschleifer.

Übrigens: Auch aus Rengsdorf waren 2 Personen als Händler unterwegs. Einer mit verschiedenen Käsesorten und ähnlichem, die andere mit "Waacheschmeer un Säf".
 

(c) 10.08.2002 - Tobias Krumnow
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