Holzwirtschaft
in den 1950er Jahren
Wenn heute die Holztransporter
durch unsere Dörfer fahren, muß ich immer an meine Zeit bei
der „Holzhandlung und Fuhrunternehmung Motzert“ in Niederbieber denken.
1953 hat mich „Scholdesse Otto“ (Anm.: Name) dorthin mitgenommen zum Arbeiten.
Motzerts hatten zwei
Pferde, Erna und Hektor, das waren Kaltblüter – Belgier. Sie zogen
die im Wald / in der Hecke geschlagenen Bäume auf den großen
Holzplatz. Wir hatten mit den Pferden meistens eine Stunde zu fahren bis
wir dort ankamen, wo geschleift werden musste: hier in der ganzen Gegend,
in Heimbach, nach Anhausen, im Fockenbachtal, nach Rengsdorf, und, und,
und....
Auf einem Wagen hatten
wir das Werkzeug: Große Säge, Äxte, Schleifketten, Zugwaage
(Anm.: Teil des Pferdegeschirrs zum Anhängen der Pferde an die Ketten),
Kanthaken, um das Holz zu schieben; für die Pferde der Hafer- und
der Heusack.
Waren schwere Buchen
zu schleifen, kamen 2 Pferde an die Stämme. Die Fuhrleute Scharenberg
und Hetzel (Anm: Namen) machten die Schleifketten und die Zugwaage fest,
dann zogen die Pferde die schweren Stämme auf den Holzplatz. Das war
eine sehr schwere Arbeit für Männer und Pferde.
Für die Mittagspause
machte einer der Männer etwas Feuer, dass wir die Essentöpfe
wärmen konnten. Kaffee war in einer Blechkanne, um den Durst zu löschen.
Die Pferde bekamen den Hafer- oder Heusack umgehangen, so wurden alle satt.
Abends mussten die Fuhrleute die Pferde noch versorgen und sie gut in den
Stall bringen, damit sie am nächsten Tag wieder schleifen konnten.
Mitte der 50er Jahre
haben wir die Schneise, in der die Strommasten am Wellenbad stehen, frei
geschleift. Vom Holzplatz wurden die Stämme von einem Hannomag-Traktor
Jahrgang 1942 nach Niederbieber gefahren. Das Aufladen machten wir mit
einer Seilwinde und mit Streichen. Streichen waren Stangen, die schräg
an den Wagen gelegt wurden. Die Seilwinde zog vom Traktor aus darüber
die schweren Stämme hoch auf den Wagen.
Waren die Stämme
mit viel Mühe endlich im Sägewerk, mussten sie auch noch verkauft
werden. Engländer waren sehr gute Kundschaft, sie vermaßen und
kauften das in Blockware geschnittene Holz. Jetzt kam der letzte Transport
nach Neuwied auf das Schiff, damit wurde das Holz bis nach England transportiert.
Aber auch die Schreinermeister
der Umgebung kauften das gute astfreie Holz für Schlafstuben und Wohnzimmerschrankarbeiten.
Die Zimmerleute kauften das Bauholz, um Dachstühle zu zimmern.
Waren die Holzhauer
und die Fuhrleute mit ihrer Arbeit fertig und aus der Hecke heraus, gingen
die Leute aus den einzelnen Gemeinden den Aufraum aufarbeiten; und der
Wald war danach wieder schön sauber.
Die zwei Tongruben
in Melsbach bekamen ihr Holz zum Verbauen, um einen neuen Abbau aufzufahren,
vom van Roje (Anm.: Name, van Roje, Gierender Höhe). Das waren Stempel
von 1,80 m bis 3 Meter Länge. Meistens kam das Holz hier aus unseren
näheren Wäldern.
Heinz
Kaul, Rengsdorf, Mai 2005
Übertragen
in Hochdeutsch: Tobias Krumnow, 9. Juni 2005
Erinnerungen von
Heinz Kaul
Mitglied des Mundartstammtischs
Kirchspiel Rengsdorf
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